Alexanderfest 

Die Macht der Musik

Georg Friedrich Händel

 

Samstag, 6. Oktober 2012, 19 Uhr, Stadtsaal in Krumbach

Sonntag, 7. Oktober 2012, 16 Uhr, Frauenkirche Günzburg

 

25 Jahre camerata vocale

Total – Genial – Vokal

Musik wirkt…

Musik wirkt  immer, auf vielfältige Weise, tiefer als uns gemeinhin bewusst ist. Sie erhebt uns über den Alltag, bringt uns in Stimmung, überbrückt die Einsamkeit und lässt uns in ganz besonderer Weise Gemeinschaft und Einheit erfahren in aller Mannigfaltigkeit und Verschiedenartigkeit der Farben und Klänge von Stimmen und Instrumenten.
Musizieren strebt nach nach einer immer unerreicht bleibenden Vollkommenheit und öffnet in diesem Streben das Ohr der Seele für das göttlich Vollkommene.

Der Chor camerata vocale selbst mag Zeugnis dafür sein, dass Musik, in diesem Fall speziell der Gesang wirkt. Nicht das Erlebnis der Gemeinschaft hielt das Ensemble in den vergangenen 25 Jahren zusammen oder die Zugehörigkeit zur einer traditionsbewussten Chorvereinigung, sondern es war die Freude am gemeinsamen Proben und Musizieren verbunden mit der persönlichen Erfahrung, dass die investierten Stunden und Mühen sich in größeres Können und in innere Bereicherung verwandelten.

Die bunte Mannigfaltigkeit der Konzertprogramme unserer Festival-Woche vom 11.-20. Mai 2012 zeigte in eindrucksvoller Weise die Verbundenheit der camerata vocale zu ihren ehemaligen SängerInnen.
So ist es uns eine ganz besondere Freude, Händels Oratorium wieder gemeinsam mit drei ehemaligen Sängerinnen als Vokalsolisten – Barbara Buffy, Susanne Niebling und Alexandra Untiedt – aufführen zu können.

Einführung

Das Alexander-Fest – Die Macht der Musik – Ode zu Ehren der heiligen Cäcilia
lauten Titel und Umschreibung der englischsprachigen Dichtung John Drydens (1631-1700) in einer deutschen Übersetzung.

Wie soll das zusammen gehen, fragen Sie sich zu Recht, beim Lesen dieser drei gegensätzlichen Titel:
ein Fest zur Zeit Alexanders des Großen (356-323 v. Chr.) in Zusammenhang mit „Macht der Musik“– Alexander eroberte sein Reich bekanntlich durch Krieg und Waffen, nicht durch Musik.  Und wie passt eine Ode, eine Preisgesang auf die hl. Cäcilia, die um 200 nach Christus lebte, zu diesem Thema?

Seit 1683 wurde in England der 22. November, der Festtag der Hl. Cäcilia, durch den Komponisten Henry Purcell zu einer nationalen und religiösen Feier ausgestaltet. Zu Ehren der Schutzpatronin der Musik erklangen Kompositionen, welche mit einem Lobpreis auf die Musik zugleich auch deren Macht über die Seelen der Menschen verband. Ausgangspunkt für die angeregte Auseinandersetzung verschiedener Künste mit der Figur der Hl. Cäcilia im 17. Jahrhundert war die Eröffnung ihres Sarges um 1599 während des Umbaus der Kirche St. Cecilia in Trastevere (Rom) und die Marmorbüste von Stefano Maderna, welche den Leichnam getreu abbilden soll.

Während in anderen Kompositionen zu Ehren des Cäcilientages verschiedene Instrumente in ihrem Klang und in ihrer Wirkung vorgestellt wurden, nahm der Dichter John Dryden die von Plutarch überlieferte Siegesfeier nach der Eroberung von Persepolis durch die Griechen unter Alexander dem Großen zum Anlass, die Macht der Musik darzustellen. Handelnder und Held der Dichtung ist nicht etwa Alexander, sondern der griechische Sänger Timotheus, durch dessen Gesang und Leierspiel die Festgäste: der König, die schöne Griechin Thais und das Gefolge in die verschiedensten Stimmungen versetzt wurden. Die Figur des Timotheus bezieht sich vermutlich auf den griechischen Dichter-Musiker Timotheos von Milet, um 400 v. Chr., welcher die traditionelle griechische Musik zugunsten von gesteigerter emotionaler und dramatischer Wirkung überwand.

Timotheus gelingt es seine Hörer zu Gefühlen von Stolz, Freude, Mitleid, Liebe, zu Wut und Rache zu bewegen. „Nachdem so viele Bereiche menschlichen Empfindens von Timotheus durchmessen sind, tritt Cäcilia an seine Stelle und führt den Menschen über sich hinaus zur heiligen Tonkunst, die sie aus himmlischen Bereichen auf die Erde hernieder holt.“ (Konrad Ameln)

Händel und Das Alexanderfest

Händels eigentliches kompositorisches Metier war die Oper. Ab 1719 komponierte er als künstlerischer Direktor für das Opernunternehmen am King’s Theatre, der Royal Academy of Music in der Regel zwei Opern pro Jahr. Der Erfolg der „italienischen“ Opern, englische Opern gab es noch nicht, war eng verflochten mit dem Glanz von Gesangsvirtuosen wie den Sopranistinnen Durastani, Bodoni und Cuzzoni, sowie dem Kastraten Senesio. Ihnen wurden enorme Gagen gezahlt. 1728 musste das Opernhaus aufgelöst werden, verantwortlich dafür waren einerseits finanzielle Schwierigkeiten, andererseits der sich wandelnde Publikumsgeschmack, welcher englischsprachige, politisch-satirische Inhalte bevorzugte. John Gays und Johann Christoph Pepuschs Beggar’s  Opera, in welcher Bettler und Diebe die Stars der Handlung waren, feierte rauschende Erfolge.

Im Dezember 1729 eröffnete Händel das zweite Opernunternehmen, welches im Jahr 1733 durch eine rivalisierende Operngesellschaft, der Opera of the Nobility eine starke Konkurrenz erhielt. Die englische Gesellschaft war gespalten, der Wettbewerb der Häuser ruinös. 1737 kam es zum Bankrott der beiden Opernhäuser mitverursacht wieder durch ein Werk der leichteren Muse, der Opernparodie „The Dragon of Wantley“.  Im gleichen Jahr erlitt Händel einem Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen, erholte sich jedoch bei einem Kuraufenthalt in den Thermalquellen von Aachen vollständig.

Schon während der Jahre seines Opernschaffens komponierte Händel gelegentlich auch Oratorien. Mitten in den Schwierigkeiten der Opernkämpfe des Jahres 1736 konnte Händel mit der ungewöhnlich erfolgreichen Aufführung seine Position als Musiker stärken. Die Komposition zu Ehren der hl. Cäcilia knüpfte an eine Tradition an, die tief verwurzelt war in der religiösen und nationalen Denkart des englischen Volkes. Bei der Komposition haben ihn sicher die Möglichkeiten gereizt, an einem der größten Helden der Antike die Macht der Musik zu demonstrieren und Leidenschaften und Empfindungen aufzuzeigen, die über die durchschnittlichen Affekte hinausreichen. Zusammen mit dem „Messias“ (1742) zählt das Alexanderfest schon zu Händels Zeiten zu seinen beliebtesten und erfolgreichsten Kompositionen. 1812 versammelte eine Aufführung des Alexanderfests, veranstaltet durch die Wiener „Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen“, 590 Mitwirkende, darunter 280 Chorsänger, 120 Geigen und eine Donnermaschine.

Mitwirkende:
Susanne Niebling, Sopran
Alexandra Untiedt, Sopran
Barbara Buffy, Mezzosopran
Philipp Hoferichter, Tenor
Maximilian Lika, Bass

camerata vocale Günzburg

Iris Werdich, Cembalo

Junges Barockensemble Freiburg

Gesamtleitung: Jürgen Rettenmaier